Abgelegene oder aus sonstigen Gründen „vernachlässigte“ Gegenden der Welt haben aus ökologischer Sicht einen Vorteil: Sie waren in den letzten Jahrzehnten zumeist wesentlich weniger dem „Fortschritt“ ausgesetzt.
Der Balkan, mit seiner für die Menschen vor Ort sicher nicht sehr vorteilhaften Mischung aus ethnisch-politischen Konflikten und geografischer Zerrüttung, ist ein Paradebeispiel dafür. Nirgendwo sonst in Europa gibt es noch derart unverbaute, wild ihren eigenen Gesetzen folgende Flüsse und Bäche wie dort.
Laut einem Bericht im Spiegel sind diese Naturparadiese aber nun akut bedroht. In Albanien und seinen Nachbarländern ist demnach ein regelrechter Wasserkraft-Boom ausgebrochen. Finanziert mit billigem Geld aus der EU drohen unzählige kleine und große Projekte für Flusskraftwerke und Staudämme die Region genau so nachhaltig zu verändern wie in unseren Breiten.
Noch fallen die Balkanländer nicht unter die strengen Naturschutzregelungen der EU. Mit dem Fortschreiten der einzelnen Beitrittsverhandlungen kann sich das aber schnell ändern. Investoren wie etwa die Deutsche Bank versuchen daher, sich rasch noch einen möglichst großen Teil vom Kuchen zu sichern.
Natürlich könnte argumentiert werden, dass die schwach entwickelte Balkanregion nur dann nachhaltige Verbesserungen der Lebensqualität ihrer Bewohnerinnen und Bewohner bieten kann, wenn auch entsprechende Energieressourcen zur Verfügung stehen.
Dabei darf aber der Umweltschutz keinesfalls vergessen werden. Schon jetzt sind die naturbelassenen Flüsse des Balkans als Anziehungspunkt für sanften Tourismus eine nicht zu verachtende regionale Einnahmequelle. Sinn- und Verstandloses betonieren könnte diesen Wirtschaftszweig schnell und nachhaltig wieder abwürgen.
Ob die neu gewonnene Wasserkraft im Endeffekt überhaupt der örtlichen Bevölkerung zu gute kommen wird, ist mehr als fragwürdig. Den beteiligten Turbokapitalisten dürfte es wohl eher um billigen „grünen“ Strom für die innereuropäischen Märkte gehen.
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