Die NATO sieht Fracking als einen wichtigen Bestandteil ihrer Strategien, um Europa weniger abhängig von russischem Erdgas und Erdöl zu machen. Nun hat natürlich auch Anders Fogh Rasmussen ein Recht auf seine eigene Meinung. Aber was ist, wenn seine Organisation legitimen Kritikern ihrer Strategien mehr oder minder in Bausch und Bogen unterstellt für den „Feind“ zu arbeiten und mit „erpresserischen“ Methoden zu arbeiten?
Unlängst zitierte die Financial Times Rasmussen jedenfalls mit der Behauptung, Umweltschutzorganisationen in Europa würden von Russland finanziert und koordiniert. Proteste gegen die Gasförderung mittels „Hydraulic Fracturing“ dienten in Wirklichkeit nur dazu, Europas Gasföderung zu behindern und damit die Abhängigkeit vom Energielieferanten Russland zu erhalten.
Der Widerstand von Bürgerinnen und Bürgern in den EU-Ländern gegen die Erschließung neuer Vorkommen mittels Fracking sei die Folge einer gezielten Desinformationskampagne des neuen alten Feindes, Proteste der Bevölkerung in Bulgarien und Rumänien genau so künstlich angefacht wie die Aufstände in der Ukraine.
Angesichts solcher Aussagen stellt sich natürlich die Frage, welche Maßnahmen die NATO von ihren Mitgliedsstaaten diesbezüglich erwartet. Soll jetzt in Europa, quasi als Gegenpol, mit Steuergeldern für die Tätigkeit privater Öl- und Gaskonzerne geworben werden? Für Firmen, deren Aktivitäten direkt den europaweiten Bemühungen entgegenlaufen, einen nachhaltigen Umstieg von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Quellen umzusetzen?
Oder stellt sich Rasmussen die Antwort auf Anti-Fracking Kampagnen und andere Kritik eher so vor wie im dritten Reich? Dort gab es nämlich den (mit Todesstrafe bedrohten) Straftatbestand der „Zersetzung der Wehrkraft“, mit dem auch Meinungsäußerungen abgedeckt waren, welche „öffentlich den Willen des deutschen oder verbündeten Volkes zur wehrhaften Selbstbehauptung zu lähmen oder zu zersetzen suchen“.
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