Über Ungarn wurde in den letzten Monaten und Jahren durchaus fleißig berichtet. Wenig von dem, was uns die „Mainstream“-Medien dabei aufgetischt haben, war sonderlich erfreulich.
In Österreich lebende Ungarinnen und Ungarn beschweren sich deshalb auch über das völlig verzerrte Bild ihres Heimatlandes, welches im Ausland gezeichnet wird.
Tatsächlich scheint die Berichterstattung zumindest hochgradig selektiv zu erfolgen. Wie sonst wäre zu erklären, dass die wohl mit Abstand härteste und konsequenteste Aktion einer europäischen Regierung, gegen den Anbau gentechnisch modifizierter Saaten, schlichtweg totgeschwiegen wird?
Warum verlieren Medien in Österreich kaum ein Wort darüber, dass die ungarische Regierung GM-Saaten und die daraus hervorgehenden Produkte, als akut gesundheitsgefährdend, sowie als Bedrohung für die nationale Ernährungssicherheit einstuft?
Immerhin dürfte die Tatsache, dass sich erstmalig die Regierung eines Nationalstaates, nach eingehender Prüfung und Beratung mit Experten, offen gegen den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft ausspricht, einen durchaus bedeutenden Wendepunkt der Geschichte darstellen.
Allein in den letzten zwei Wochen wurden in Ungarn mehr als 500 Hektar Mais, im Auftrag des zuständigen Ministers für ländliche Entwicklung, Lajos Bognar, restlos niedergebrannt. So gründlich, dass sie laut offizieller Stellungnahmen „keine Gefahr für die Gesundheit und Sicherheit der Menschen in Ungarn mehr darstellen“.
Der Grund für diese beispiellose Aktion: Auf den Anbauflächen war (nach ungarischem Recht illegal) gentechnisch verändertes Saatgut von Monsanto angebaut worden.
Laut Minister Bognar sind die ungarischen Landwirte per Gesetz verpflichtet, sicherzustellen, dass ihr Saatgut nicht gentechnisch verändert wurde. Entsprechend würde nun eben geprüft und gegen Verstöße vorgegangen.
Die Kehrseite der Medaille ist, dass es in diesem Zusammenhang durchaus zu sehr tragischen Härtefällen kommen kann.
Im vorliegenden Fall hatte eine ungarische Firma das Saatgut, angeblich ohne Hinweis auf dessen Herkunft bzw. Modifikation, an die Bauern verkauft. Diese beteuern, von der gentechnischen Verunreinigung ihrer Äcker nichts gewusst zu haben. Die Saatgutfirma ist mittlerweile in Konkurs, an Schadenersatz dürfte realistisch betrachtet nicht zu denken sein und für eine zweite Aussaat ist es zu spät. Die Landwirte werden auf den Schäden durch den vollständigen Ernteausfall also wohl selber sitzenbleiben.
Es ist durchaus nicht unmöglich, dass GM-Mais von Monsanto tatsächlich mehr oder minder undeklariert in den ungarischen Handel gelangt ist. Auch in anderen Ländern wurden derartige Fälle in der Vergangenheit schon dokumentiert.
Nach ungarischen Medienberichten könnten noch tausende Hektar weiterer Flächen von dem Problem betroffen sein. Man kann also nur hoffen, dass eine für alle Beteiligten tragbare Kompensationslösung gefunden wird.
Ein hartes Durchgreifen gegen skrupellose Geschäftemacher in der Agro-Industrie ist absolut begrüßenswert. Den Konflikt ausschließlich auf dem Rücken möglicherweise unwissentlich zum Handkuss gekommener Landwirte auszutragen, dürfte langfristig aber kaum einen tragbaren Ansatz darstellen. Prävention und Aufklärung wären sicher besser geeignet, um Ungarn gentechnikfrei zu halten.
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