Mindestens zehn Millionen JapanerInnen leben mit unzumutbarer Strahlenbelastung

Professor Hiroaki Koide, immerhin einer der führenden Atomwissenschaftler Japans, warnte unlängst im Rahmen eines Vortrages davor, dass mehr als zehn Millionen Japanerinnen und Japaner nach wie vor in Gebieten leben, welche aufgrund ihrer extrem hohen radioaktiven Belastung unverzüglich evakuiert werden müssten.

Der Spezialist für Nuklearsicherheit gab gleichzeitig auch einen detaillierten Überblick über die tatsächlichen Vorgänge und den aktuellen Stand der Dinge rund um das verunglückte Atomkraftwerk Fukushima. Kurz gesagt: Die Situation ist nach wie vor wesentlich schlimmer und gefährlicher, als von TEPCO und der japanischen Regierung zugestanden wird.

„In den Reaktorkernen befanden sich jeweils rund 100 Tonnen gesinterte Uran-Keramik. Im Verlauf der Kernschmelze hat sich dieses Material verflüssigt. Die innere Reaktorhülle bestand aus Stahl, mit einem Schmelzpunkt von 1400 bis 1500 Grad Celsius. Die geschmolzene Uran-Keramik viel mit einer Temperatur von mehr als 2800 Grad auf den Boden des Druckbehälters.“ so Koide.

Dass unter solchen Bedingungen der Druckbehälter niemals standgehalten haben kann, ist selbst für Laien leicht nachvollziehbar.

Unter diesen Bedingungen wären aber auch alle bisher vorgestellten Pläne zur „Sanierung“ der Atomruine Fukushima faktisch undurchführbar. Es gibt schlichtweg keinerlei verfügbare Technologie, mit der eine Demontage und Entsorgung solch heißer und extrem radioaktiver Materialien überhaupt mögliche wäre.

Fische aus Gewässern vor Fukushima stellen ständig neue Strahlenrekorde auf.
Foto von: Gideon

Man darf sich getrost fragen, warum die Weltöffentlichkeit diesen Brandherd so weitgehend aus den Augen verloren hat. In Fukushima gelangen nach wie vor jeden Tag unglaubliche Mengen radioaktiver Isotope in die Luft und das Grundwasser. Aus dem Ozean vor der Anlage werden regelmäßig neue Horrorzahlen zur Verseuchung von Fischen und Sediment geliefert. Trotzdem scheint man weltweit zum „business as usual“ übergehen zu wollen.

Die Japanische Regierung hat das Problem der unzähligen Anwohnerinnen und Anwohner Fukushimas, deren sichere Evakuierung gigantische Summen verschlingen würde (wobei eine Neuansiedlung innerhalb Japans mangels Platz eventuell gar nicht möglich wäre) , jedenfalls „elegant“ gelöst: Die zulässigen Grenzwerte wurden schlichtweg schrittweise angehoben. Mit ein wenig gutem Willen und gezieltem Wegschauen geht sich dadurch alles wunderbar aus.

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