Fukushima: Erdproben aus Tokio sind so verstrahlt, dass sie als Atommüll gelten müssten

In der Millionenmetropole Tokio, rund zweihundert Kilometer vom Ort der größten Nuklearkatastrophe der Menschheitsgeschichte entfernt, bedroht radioaktiver Fallout immer stärker die Bevölkerung. Nach Angaben des Atomkraft-Experten Arnold Gundersen, von der Energie-Beratungs Firma Fairewinds, waren Proben die er an verschiedenen Stellen in Tokio genommen hatte so verstrahlt, dass sie nach amerikanischem Recht als Atommüll entsorgt werden müssten.

Während einer Reise nach Japan nahm Gundersen mehr oder minder zufällige Proben von einem Gehsteig, einem Kinderspielplatz, dem Dach eines Gebäudes und sogar vom Rasen eines Justizgebäudes. Die gesammelte Erde schickte er zur Analyse an ein Fachlabor. Das Messergebnis zeigte, dass die Proben hohe Dosen von Cäsium-134 und Cäsium-137 enthielten. Drei der Proben wiesen weiters große Konzentrationen von Cobalt-60 auf. In einer der Proben wurde sogar Uran-235 nachgewiesen.

Sämtliche von ihm genommenen Proben waren so stark kontaminiert, dass Sie nach US-Gesetzen als Atommüll in entsprechenden Anlagen entsorgt werden müssten.

Obwohl der weitaus größte Anteil der freigesetzten Strahlung des zerstörten Atomkraftwerkes in Fukushima von den vorherrschenden Winden und Meeresströmungen auf den Pazifik getragen wird, gelangt offensichtlich ein immer noch bedrohlicher Anteil nach Tokio und in andere Regionen Japans. Auch an der Westküste der USA wurden bereits erhöhte Strahlungswerte nachgewiesen. Die weitere Entwicklung der Kontamination dort ist noch nicht abzusehen.

Gundersen forderte in seinem Bericht noch einmal eindringlich, sofort alles Menschenmögliche zu unternehmen, um die verbrauchten Brennstäbe auf dem Gelände der verunglückten Reaktoren möglichst rasch zu sichern. Mit diesen Arbeiten bis 2013 oder 2014 zu warten, wie die Betreiberfirma TEPCO angedeutet hatte, sei in Anbetracht der drohenden Gefahren absolut unverantwortlich.

Sollten in der Zwischenzeit die bereits schwerst beschädigten Gebäude der Reaktoren weiter Schaden nehmen, würden die tausenden Brennstäbe sich unter freiem Himmel entzünden. Dadurch käme es zu einer globalen Strahlenkatastrophe von nicht abzusehenden Ausmaßen. Als potentzieller Auslöser würde bereits ein weiteres mittleres bis starkes Erdbeben in der Region genügen, oder ein Fortschreiten der Korrosion und Zerstörung durch die vollständig geschmolzenen Reaktorkerne, deren extreme Hitze und Strahlung direkt auf die Fundamente der Gebäude einwirkt.

Kommentare

  1. klaus meint:

    Vielleicht haben Sie auch dafür eine Erklärung, aber ich war gerade für 1 Monat in Tokyo und habe mit meinem Dosimeter weder bei Nahrungsmitteln eine erhöhte Strahlung gemessen noch hat der Durchschnittswert je mehr als 0,17 MicroSivert/Stunde ergeben

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    • Redaktion meint:

      Es hat einen Grund, warum Arnold Gundersen die Proben in ein Labor zur Auswertung geschickt hat. Eine korrekte Messung/Beurteilung der Kontamination mit radioaktiven Elementen ist leider nicht so trivial, wie oft von Hollywood-Filmen oder anderen Quellen suggeriert wird.

      Dosimeter sind grobe Warngeräte für den Schutz von Personen in Gebieten mit potenziell erhöhter Strahlung. Es wäre schön, wenn Laien damit Lebensmittel einfach und schnell untersuchen könnten, das ist aber leider nicht möglich.

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