Fukushima: Steht Japan vor einem Mega-Exodus?

Bisher unbestätigten Gerüchten zufolge verhandelt die Japanische Regierung mit Russischen Diplomaten über die Aufnahme von bis zu 40 Millionen Flüchtlingen für den Fall, dass das Reaktorgebäude Nr. 4 in Fukushima wie befürchtet kollabiert.

Bekannt ist, dass die Reaktoranlagen im AKW Fukushima nach alten Schemata von General-Electric gebaut wurden. Bei dieser Konstruktion befindet sich das Lager- und Abklingbecken für verbrauchte oder noch nicht eingesetzte Brennstäbe oberhalb des Reaktors und außerhalb des Containments.

Die Folge: Wenn die oberirdische Struktur des Kraftwerksgebäudes kollabiert, landen die Brennstäbe zusammen mit den Gebäuderesten direkt im Freien. Durch das Erdbeben, den darauf folgenden Tsunami, die Wasserstoffexplosionen nach dem Melt-Down und die extreme Strahlung und Hitze aus dem Reaktorkern seit dem Unglück sind die Strukturen aller Reaktorgebäude in Fukushima massiv geschädigt. An Reparaturen ist aufgrund er hohen Strahlungswerte nicht zu denken.

Die japanische Regierung scheint deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die Becken über kurz oder lang zusammenbrechen. Massiv undicht sind die Becken aller Reaktoren bereits seit dem ursprünglichen Unglück. Das Lagerbecken von Reaktor 4 in Fukushima ist bis zur Maximalkapazität mit Brennstäben gefüllt. Eine ganze Reihe davon ist völlig unverbraucht, da kurz vor dem Tsunami eine Neubeschickung des Reaktors geplant war.

Im worst-case Szenario gehen die Experten der japanischen Regierung laut Berichten lokaler Medien davon aus, dass ein Kollaps von Reaktor 4 in einer Kettenreaktion auch die übrigen Gebäude und deren Lagerbecken so stark beschädigen würde, dass das gesamte gelagerte radioaktive Material im Areal des AKW Fukushima zur Freisetzung käme. Auf dem Gelände lagern tausende von Brennstäben. Fukushima ist bereits jetzt die größte radioaktive Katastrophe der Menschheit überhaupt. Die globalen Folgen des Worst-Case sind unabsehbar.

Sollte dieses Szenario eintreten, plant die japanische Regierung nun angeblich, weite Teile des Landes zu evakuieren. Die Flüchtlinge sollen in der Russischen Region Shakalin-Oblast, auf den Kurilen-Inseln oder sogar in China untergebracht werden. Zu den direkt betroffenen Regionen gehört auch die Megastadt Tokio.

Aber nicht nur Japan wäre in ungeheurem Ausmaß betroffen. Absolut unklar ist (nicht zuletzt aufgrund der überall deutlich erkennbaren Verschleierungs- und Beschwichtigungstaktik aller beteiligten Regierungen) wie sich die freigesetzte Radioaktiviät auf die USA and andere Länder Amerikas auswirken wird. Globale Wind- und Strömungssysteme tragen das Gift unerbittlich bis direkt vor die Haustüre der Küstenbewohner von Alaska bis Mexiko.

Bereits jetzt lassen sich in den USA deutlich gestiegene Radioaktivitätswerte nachweisen. Bordpersonal auf Flugrouten von und nach Alaska klagte zuletzt massiv über Gesundheitsprobleme in Form von Hautläsionen und Haarausfall. Für das gehäufte Auftreten dieser Symptome wurden zunächst Giftstoffe in neuen Uniformen verantwortlich gemacht. Aber mal ehrlich, bei allen ungesunden Imprägnierungen die sich in heutigen Stoffen finden mögen, wem sind davon schon einmal großflächig die Haare ausgefallen? Dagegen wissen wir natürlich sehr genau, was bei radioaktiver Belastung passiert. Wie wird die Situation wohl aussehen, wenn sich die freigesetzte Radioaktivität vertausendfacht?

Bei all dem bleiernen Schweigen über Fukushima wird man den Eindruck nicht los, dass NICHT alles getan wird, um zu verhindern, dass die Katastrophe der gesamten Zivilisation für lange Zeit ihr Brandzeichen aufsetzt. Es wird höchste Zeit für internationale Anstrengungen. Ohne Rücksicht auf Kosten, Ressourcen oder nationale Interessen. Was nützt es der Menschheit, wenn die eine Hälfte des Planeten unbewohnbar wird und in der anderen Krebs und Erbgutschädigungen wüten?

Update 15.06.2012: Ein paar konkretere Informationen zu Reaktorgebäude Nr. 4: Das Gewicht des vollen Abklingbeckens beträgt 1.670 Tonnen. Es liegt 30 Meter über dem Erdboden. Das Dach und der größte Teil der Wände des Gebäudes wurde durch die Explosionen kurz nach dem Unglück weggerissen. An den Resten zeigen sich deutliche Ausbeulungen und wachsende Risse.

Kommentare

  1. Irmgard Seidler meint:

    ja, hätte die macht wirtschaft i.e. ge in diesem fall nur auf eine mahnende stimme gehört, damals
    sie tut es auch jetzt nicht, denn ein wall von politikern stellt sich schützend vor sie

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  2. Sabine Berger meint:

    Diesem Aufruf nach internationaler Unterstützung kann ich nur zustimmen. Wird mal Zeit zu zeigen, dass die Menschheit über finanzielle Interessen hinweg entscheiden kann. Wir nennen uns so gerne “globalisiert”, nur von globaler Solidarität merkt man bislang reichlich wenig, obwohl es gerade hier unbedingt nötig wäre. Wie im Artikel geschrieben betriffen Fukushima uns seine Auswirkungen nicht nur Japan, sondern die ganze Welt – wenn das nicht in die Köpfe der Entscheidungsträger will, stehen wir bald vor einem richtigen (“globalen”) Problem.

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