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Was die Religionskriege des 16. Jahrhunderts mit der Freiheit des Internets zu tun haben

21. Februar 2013 von Wolfgang Kühn Kommentar verfassen

Foto von: Julian Burgess

Francis Bacon traf den Nagel auf den Kopf als er schrieb: „Wissen ist Macht“. In der gesamten Menschheitsgeschichte wurden Informationsmonopole immer wieder dazu benutzt, Herrschaft über andere auszuüben. Eine Gruppe, welche kontrollieren kann was andere Gruppen wissen oder nicht wissen, gelangt unweigerlich auch in allen anderen Bereichen an die Spitze der Gesellschaft.

Deswegen wurde Wissen natürlich schon immer als wertvolles Gut, bzw. zu hütendes Geheimnis behandelt und nötigenfalls mit Gewalt verteidigt. Genau darum geht es auch beim Kampf um die Freiheit des Internets. Die Kernfrage ist nicht, ob es uns erlaubt sein soll, Musik gratis herunterzuladen oder nicht. Der wirkliche Knackpunkt liegt darin, dass der freie Wissens- und Datenaustausch im Netz jahrhundertealte Machtgefüge bedroht.

Die Geschichte wiederholt sich.

Als die Druckerpresse erfunden wurde, war das an und für sich kein riesiger Technologiesprung. Die wahre Revolution bestand in der Kombination von Druckerpresse, beweglichen Lettern aus Metall, ölbasierten Druckfarben und billigem Papier aus Hanf und Kleidungsresten (Hadern).

Foto von: Biblioteca de la Facultad de Derecho y Ciencias del Trabajo Universidad de Sevilla

Johannes Gutenberg glaubte, mit seiner Erfindung vor allem der katholischen Kirche einen Dienst zu erweisen, die so ihre theologischen Schriften leichter vervielfältigen und verbreiten können sollte. Tatsächlich passierte aber etwas gänzlich unerwartetes: Eine neue Gruppe benutzte die Technologie, um der Kirche Konkurrenz zu machen und ihre eigenen Ansichten unter die Menschen zu bringen. Der Protestantismus nutzte das Medium Druck wesentlich effektiver als der alteingesessene Klerus. Vor allem aber brachen die Protestanten das absolute Monopol der katholischen Kirche auf die Interpretation der Bibel, indem sie diese in übersetzter Form verfügbar machten, anstatt wie bisher ausschließlich in Latein.

Die katholische Kirche erkannte die Bedrohung für ihre Vormachtstellung sehr schnell und versuchte mit allen Mitteln, das „Malheur“ ungeschehen zu machen. Buchdrucker wurden bedroht und verfolgt, letztendlich kam es in Frankreich am 13. Januar 1535 sogar zur Verhängung der Todesstrafe für den Betrieb einer Druckerpresse.

In den folgenden zweihundert Jahren wurde Europa wieder und wieder von Religionskriegen erschüttert, bei denen es im Kern immer nur darum ging, wer die Vormachtstellung darüber hat, welche Informationen für die Bürgerinnen und Bürger zugänglich werden und welche nicht.

Interessanter Weise geht das heutige Urheberrecht genau auf jene Zeit und ihre Versuche zurück, Wissen unter Verschluss zu halten. Als sich Gewalt als ungeeignetes Mittel erwiesen hatte, griff die herrschende Aristokratie zu ausgeklügelteren Methoden. Sie erlaubte den Buch- und Zeitungsdruck, monopolisierte diesen jedoch und machte den Zugang zum Monopol von der „freiwilligen“ Unterwerfung unter die staatliche Zensur abhängig. Die Kontrolle war damit zumindest halbwegs wiederhergestellt und das Urheberrecht geboren.

Die rasche Ausbreitung des Internets und der damit verbundenen neuen Kommunikationsmethoden stellt aus Sicht aller Regierungen und machtausübenden Gruppierungen weltweit eine erhebliche Bedrohung dar. Jene, bei denen das Informationsmonopol noch am stärksten ausgeprägt war bzw. ist (Beispielsweise Nordkorea, China, der Iran,…) haben erwartungsgemäß am schnellsten und empfindlichsten reagiert. Wie dunnemals die katholische Kirche versuchen sie mit allen Mitteln, die neuen Technologien wieder aus dem Alltagsleben ihrer Bürger zu verbannen.

Solche Bemühungen dürften langfristig genau so scheitern wie damals. Aus historischer Sicht viel gefährlicher sind die Bestrebungen „westlicher“ Nationen, Internetprovider und Dienstleistungsanbieter mit finanziellen Vergünstigungen und dem Zugang zu einem per Gesetz geschaffenen Monopol, genau wie im 16. Jahrhundert, zur „freiwilligen Selbstkontrolle“ zu bewegen. Dieser Ansatz hat schon einmal funktioniert und unsere Gesellschaft über Jahrhunderte in relativer Stagnation gehalten.

Kategorie: Menschenrechte, Partizipation und Demokratie Stichworte: Informationsmonopole, Urheberrecht, Zensur

Über Wolfgang Kühn

Wolfgang Kühn ist Autor und freier Journalist. Er leitet ehrenamtlich die Planet-Redaktion. Weitere Informationen finden Sie auf seiner persönlichen Website unter www.wolfgang-kuehn.com.

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