Ausgebrannt – 3Sat über giftige Energiesparlampen und das unrühmliche Ende der Glühbirne

Am 19. April sendete 3Sat die Dokumentation “Ausgebrannt – Vom Ende der Glühbirne”. In der Online-Mediathek des Senders ist der Beitrag in voller Länge abrufbar.

Hier der Link: http://www.3sat.de/mediathek/?display=1&mode=play&obj=30142

Der Film bekräftigt noch einmal, worüber die Planet-Redaktion schon in anderen Beiträgen berichtet hat:

Die sogenannte Energiesparlampe ist selbst in Sachen Energie-Einsparung eine Mogelpackung. Vor allem wenn man die Gesamtkosten des Systems, also auch die Gewinnung der notwendigen Rohstoffe sowie den Herstellungsprozess in die Betrachtung mit einbezieht, ist die Energiebilanz im Vergleich zur herkömmlichen Glühbirne negativ. Es stellt sich natürlich die Frage, wie man überhaupt je auf die Idee kommen konnte, diese maßgeblichen Faktoren außer acht zu lassen?

Von den Herstellern gemachte Angaben zur Lebensdauer sind in der Praxis nicht einmal annähernd nachvollziehbar. Vor allem in Bereichen wo das Licht regelmäßig an- und ausgeschalten wird, ist jede Form von Leuchtstoffröhre (und nichts anderes ist die Energiesparlampe) fehl am Platz. Dazu zählen etwa Eingangsbereiche und Flur, Bäder und Toiletten etc. In einer Versuchsanordnung, bei der die Lampen jeweils eine Minute brennen und anschließend für fünf Minuten ausgeschaltet bleiben, versagen die Birnen schon nach 3.000 Schaltungen. Im Badezimmer einer drei bis vierköpfigen Durchschnittsfamilie dürften zehn Schaltungen pro Tag kein Problem sein, damit wäre jedes Jahr eine neue “Sparlampe” fällig.

Daneben ist noch zu beachten, dass die Leuchtkraft einer Leuchtstoffröhre nicht bis zum Ende der Lebensdauer gleich bleibt. Bereits nach relativ kurzer Zeit nimmt die Lichtausbeute merklich ab. Viele Energiesparlampen werden daher bereits lange vor dem endgültigen Ausfall ausgetauscht, weil das Licht “funzelig” wird.

Apropos Lebensdauer: Die älteste funktionierende Glühbirne stammt aus dem Jahr 1901 und brennt in einer Feuerwache in den USA. Davon, dass sie noch immer brennt, kann man sich per Webcam selbst überzeugen: http://www.centennialbulb.org/photos.htm#anchor1234

Der Faden in dieser Glühbirne leuchtet damit seit mehr als 960.000 Stunden. In absehbarer Zeit wird die “Centennial Light Bulb” ihre millionste Betriebsstunde erreichen. Erfinder dieses speziellen, besonders langlebigen Glühfadens war Adolphe Chaillet. Produziert wurden die Birnen von Shelby Electric. Bis das Phoebus-Kartell auf den Plan trat. In diesem haben sich Anfang des 20. Jahrhunderts die größten Hersteller von Glühbirnen zusammengeschlossen, mit dem Ziel die Lebensdauer ihrer Produkte auf 1.000 Stunden zu reduzieren. Vermutlich sahen sie in Erfindungen wie dem Glühfaden von Chaillet eine zu große Gefährdung ihrer Umsätze.

1921 wurde durch das Kartell ein eigenes Forschungsinstitut gegründet, dessen Aufgabe die technische Reduktion der Lebensdauer von Glühbirnen war. Spätestens 1940 wurde das anvisierte Ziel erreicht, praktisch alle Glühbirnen auf dem Weltmarkt brannten mehr oder minder exakt 1.000 Stunden. Produzenten deren Produkte länger hielten, wurden rigoros bestraft. 1950 wurde General Electric in den USA wegen der Kartellabsprachen verurteilt, danach verschwand das Phoebus-Kartell aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Die Lebensdauer von Glühbirnen beträgt aber immer noch genau 1.000 Stunden.

Dass es sich dabei nicht um eine technische Notwendigkeit handelt, beweisen die gesetzlich zugelassenen Signallampen. Dabei handelt es sich um nichts anderes als Glühbirnen, welche in Signalgeräten wie z.B. Ampeln verwendet werden. Trotz absolut vergleichbarer Technik und brennen diese Birnen mehr als 16.000 Stunden. Im freien Handel sind Signallampen aber nicht erhältlich, der Verkauf ist streng reglementiert.

Völlig im Argen liegt die Entsorgung von Leuchtstoffröhren bzw. Energiesparlampen. Prinzipbedingt müssen sie, um zu funktionieren, gefährliche Mengen Quecksilber enthalten. Um die Gefahr von Quecksilber-Freisetzungen in Haushalten und die Quecksilbermenge im Restmüll zu verringern, wurde vor einiger Zeit dessen Verwendung in Fieberthermometern verboten. Konsumentinnen und Konsumenten wissen in der Mehrheit überhaupt nicht, dass Energiesparlampen Quecksilber enthalten und als Sondermüll entsorgt werden müssen. Daher ist ihnen natürlich auch nicht klar, welche Sicherheitsvorkehrungen z.B. beim Zerbrechen einer Leuchtstoffröhre im Haushalt zu treffen sind, um eine Queksilbervergiftung zu vermeiden. Dieser Umstand scheint aber in der Politik und bei Umweltorganisationen derzeit kaum jemanden zu stören. Nicht einmal 10% der produzierten Leuchtstoffröhren gelangen zur geregelten Entsorgung. Der Rest endet irgendwo, höchst wahrscheinlich im Hausmüll.

Dass EU-Energiekommissar Günther Öttinger für den Film zu keinerlei Interview bereit war, ist symptomatisch für das Gesamtverhalten der europäischen Politik. Kräftig bücken und Platz für die Wünsche der Industrielobby. Die Bedürfnisse von Verbrauchern und Umwelt werden dabei nicht einmal eines Blickes gewürdigt. In der bereits gewählten Position lässt sich ja auch recht leicht der Kopf in den Sand stecken.

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