Energiewende von unten, für ein gutes Leben für alle.

Die Exkursionen zu Beginn der Veranstaltung widmeten sich den praktischen Beispielen für eine Energiewende. Zwei Vorzeigeprojekte im Raum Graz machten das Thema erlebbar. Zum einen wurde die Gross-Solaranlage Andritz, die zweitgrößte Solaranlage Österreichs, besucht. Zum anderen wurde das Wohn-, Büro- und Geschäftshaus RONDO als urbanistische Vision, die auf ein Maximum an Eigenversorgung durch drei alternative Energiesysteme setzt, besichtigt.

Andreas NOVY , Obmann der Grünen Bildungswerkstatt, sieht die Bemühungen für eine Energiewende von unten als einen wesentlichen Teil der Anstrengungen für „Ein gutes Leben für alle“, dem Schwerpunktthema der Grünen Bildungswerkstatt. Für die Konferenz wünschte er sich, dass die Konferenzteilnehmer*innen voneinander lernen und sich für eine Energiewende von unten vernetzen.

Die eigentliche Konferenz wurde von einem Eröffnungspodium zur Frage:„Energiewende von unten oder von oben?“ eingeleitet. In den darauf folgenden Workshops wurde dieser Frage zu den Themen ’Bürger*innenbeteiligungsmodelle’, ’Rahmenbedingungen und Hindernisse’ und ’Instrumente und Netzwerke’ weiter nachgegangen. Im Anschluss wurden die Ergebnisse aus den unterschiedlichen Workshops geteilt und im Abschlusspodium noch der Frage nachgegangen, welche Schritte wir selbst für eine sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Energiewende von unten setzen können.

Die Möglichkeiten für eine Energiewende auf den Ebenen von Bund, Land und Gemeinden.

Unter der Moderation von Astrid HAFNER diskutierten drei Expertinnen aus der Politik und ein Vertreter der Regulierungsbehörde zu den unterschiedlichen Ebenen, auf denen man die Energiewende vorantreiben kann.

Für Martin GRAF , Vorstand der E-Control, ist es noch ein langer Weg bis zur Energiewende, weil entsprechende Maßnahmen nicht von heute auf morgen umsetzbar sind. Seiner Meinung nach braucht es Maßnahmen sowohl von unten als auch von oben. Graf möchte auch eine Harmonisierung der Rahmenbedingungen.

An Christiane BRUNNER , Abgeordnete zum Nationalrat, ging die Frage, was denn nun auf Bundesebene für eine Energiewende zu tun sei. „100% erneuerbare Energie sind keine Illusion. Im Gegenteil. Kaum ein Land hat dafür so viel Potential, diese Energiewende auch tatsächlich umzusetzen, wie Österreich“, so Brunner. Österreich solle seinen Vorsprung nutzen und auch anderen Ländern Hilfestellung anbieten. Auf nationaler Ebene setzt sie sich neben einer Energiestrategie auch für die Umsetzung von konkreten Maßnahmen ein. Aufgrund der notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit konnten die Grünen beispielsweise das neue Ökostromgesetz positiv beeinflussen, etwa durch eine Aufstockung der finanziellen Mittel. Für Rio+20 ist sie optimistisch, dass Lösungsansätze für globale Probleme diskutiert werden und ein Pfad mit konkreten Maßnahmen für die nächsten Jahre vorgegeben wird. Dafür sei es aber notwendig, dass man sich vom starken Fokus auf wirtschaftliche Prämissen befreit.

Sabine JUNGWIRTH , Abgeordnete zum steirischen Landtag, skizzierte die Energiewende auf Landesebene. Auch für sie mangelt es vielmehr an der konkreten Umsetzung als an langfristigen Strategien. Gesetzgebung auf Landesebene ist für sie aufgrund der aktuellen Mandatsverteilung schwierig, weshalb sie Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung als einzigen Weg sieht.

Andrea PAVLOVEC-MEIXNER , Gemeinderätin in Graz, brachte noch die Ebene der Gemeinden in die Diskussion ein. „Sprechen wir doch besser von einer Energie-Effizienz-Wende anstelle einer Energiewende“, fordert sie. Aufgrund der Stadtregierungsbeteiligung in Graz konnten die Grünen hier bereits ein umfassendes Aktionsprogramm für mehr Energie-Effizienz umsetzen. So wurden beispielsweise die Ampel-Anlagen erneuert und die städtische Beleuchtung auf LED-Technologie umgestellt, wodurch rund 70% an Strom und Kosten eingespart werden können. Elektroheizungen wurden durch Fernwärme ersetzt, ein Solar-Dachkataster wurde erstellt sowie eine Förderaktion für Warmwasser und Raumheizungen aus der Wärme der Sonne initiiert.

Vorschläge zur Umsetzung einer Energie-Effizienz-Wende

Die darauf folgende Diskussion behandelte konkrete Vorschläge zur Umsetzung einer Energiewende. Einigkeit herrscht darüber, dass es nicht nur Energie-Effizienz braucht, sondern auch Energie-Sparen. Gerade in diesem Bereich seien politische Bekenntnisse schwierig, so Christiane Brunner, weil die Menschen im ersten Moment keine Einschnitte im momentanen Lebensstil möchten. Mit entsprechender Bewusstseinsbildung könne man aber auch dafür Verständnis in der Bevölkerung gewinnen.

Das gerade in Arbeit befindliche Energie-Effizienz-Gesetz ist für Martin Graf ein wichtiger Ansatz für die Umsetzung einer Energie-Wende. Das Gesetz basiert auf drei Säulen:

  • Energie-Management und –Audits: Wenn sich Maßnahmen für mehr Energie-Effizienz innerhalb von 5 Jahren für ein Unternehmen rechnen, müssen sie umgesetzt werden.
  • Energielieferant*innen müssen Maßnahmen treffen, damit 0,5% des Gesamtenergieverbrauches pro Jahr eingespart werden.
  • Eine verpflichtende thermische Sanierung von jährlich 3% der öffentlichen Gebäude ist vorgesehen.

Das größte Hindernis für die Umsetzung einer Energie-Effizienz-Wende sieht die Sozialwissenschaftlerin Brigitte Kratzwald im Wachstums- und Profit-Denken. Für Unternehmen seien Investitionen in Energie-Effizienz schlicht unvorstellbar, wenn sie dadurch am Ende weniger von ihrem Produkt, also Energie, verkaufen. Nur Unternehmen, die wachsen, gelten als erfolgreich. Diese Art zu denken müsse sich ändern.

Eine weitere Stimme aus dem Publikum warf das Konfliktpotential mit der Natur bei einer Umsetzung der Energiewende in die Diskussion ein. Für Sabine Jungwirth braucht es deshalb ein Gesamtkonzept zur Vereinbarung von Umweltschutz und Energie aus erneuerbaren Ressourcen, was in der Steiermark gerade in Arbeit sei. Gerade bei der Sonnenenergie gäbe es noch viel Potential für eine umweltverträglichere Erzeugung.

Die Autorin Daniela Wiebogen hat Kultur- und Sozialanthropologie und Internationale Entwicklung studiert und ist Mitglied des GBW-Redaktionsteams.

Quelle: http://www.gbw.at/home/energiewende-konferenz/

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