Smartgrid? Was bedeutet das eigentlich?

Ein “Smartgrid” ist ein sogenanntes “intelligentes” Stromnetz. Die Technik wird von den großen, marktbeherrschenden Stromerzeugern propagiert, da sie einen Gegenentwurf zu den (für die Stromkonzerne existenzbedrohenden) immer günstiger und alltagstauglicher werdenden autarken Öko-Energie Systemen darstellt.

Erklärtes Ziel des europaweiten Lobbyings der Stromkonzerne ist eine gesetzlich verankerte Umstellung aller bestehenden Stromnetze auf Smartgrid-Technologie, sowie die weitere Verschärfung des Netz-Anschlusszwangs für Neubauten (in Österreich ist eine Baugenehmigung für ein Einfamilienhaus ohne Netzanschluss bereits jetzt beinahe ausgeschlossen).

Auf technischer Ebene handelt es sich bei einem Smartgrid um ein herkömmliches Stromnetz, inklusive aller bisherigen Leitungsverluste, in dem allerdings die internen Kommunikations- und Steuermöglichkeiten drastisch ausgeweitet werden. Stromerzeuger, Speicher und elektrische Verbraucher werden miteinander vernetzt und sind zentral vom Stromanbieter steuerbar.

In das Steuersystem werden alle maßgeblichen Netzelemente integriert. Auf Erzeuger- und Lieferantenseite sind das die Erzeugungsanlagen, Transformatorenstationen etc. Auf Konsumentenseite sollen alle größeren Verbraucher (z.B. Warmwasserspeicher, Tiefkühler, Waschmaschine, Heizung/Wärmepumpen, Beleuchtung,…) einzeln erfassbar in das System eingebunden werden.

Die massgeblichste Veränderung für Haushalte in einem Smartgrid ist, dass sämtliche Zähler gegen sog. “Smart Meter” ausgetauscht werden müssen. Diese digitalen Zähler übernehmen die Hausdatenerfassung, leiten die Daten online und in Echtzeit an den Stromerzeuger weiter und geben diesem die Möglichkeit, die angeschlossenen Verbraucher fernzusteuern.

Am Beispiel eines typischen Haushaltes bedeutet dies, dass der Stromlieferant sekundengenau alle Verbrauchsdaten des Hauses oder der Wohnung abrufen kann. Schaltet die Familie das Licht im Wohnzimmer um 20:30 an, wird dies in der Datenbank vermerkt. Mit der Zeit entsteht ein äußerst genaues Verbrauchsprofil, aus dem sich die Gewohnheiten und Lebensumstände eines Haushaltes ablesen lassen. Auch “auffällige” Veränderungen, z.B. wenn plötzlich mitten in der Nacht das Licht brennt, oder gekocht wird, lassen sich erkennen. Die Möglichkeit zur Auswertung und Profilerstellung sind beinahe grenzenlos.

Fachmännisch ausgewertet und zur Profilierung verknüpft mit anderen Quellen, wären diese Daten äußerst wertvoll für ein breites Spektrum an Interessenten, von Ermittlungsbehörden, über Handeslkonzerne und Arbeitgeber bis hin zu Banken  und Kreditschutzverbänden.

Ziel der Stromversorger ist nach eigenen Angaben, Lastspitzen im Netz zu vermeiden. Dies würde unter anderem durch Fernsteuerung von Verbrauchern geschehen. Ein Beispiel: Familie Mustermann ist an ein Smartgrid angeschlossen. Frau Mustermann befüllt die Waschmaschine und drückt auf Start. Die Maschine startet aber nicht sofort. Vielmehr wartet das Gerät darauf, dass vom Stromerzeuger ein günstiger Moment (also ein Zeitraum in dem gerade wenig Strom verbraucht wird) signalisiert wird. Der Stromerzeuger startet dann die Waschmaschine. Die Einkaufskosten des Stromerzeugers werden gesenkt, da dieser nicht so viel teuren Spitzenstrom zukaufen muss. Familie Mustermann bekommt als Dankeschön einen günstigeren Stromtarif für die Waschmaschine.

Dass der Stromversorger auch erkennen kann, wie oft und wie viele Kilogramm Wäsche Familie Mustermann im Monat wäscht (und ob sich die Menge z.B. durch Kinder oder Gäste im Haushalt ändert) ist ein laut Stromlobby zu vernachlässigender Nebeneffekt.

Kommentare

  1. Sybot meint:

    Ich denke dass Smartgrids immer mehr an Bedeutung gewinnen werden. Nachhaltiger Umgang mit Ressourcen, dazu zählt auch Strom, ist so lange von Bedeutung, bis diese unbegrenzt verfügbar sind. Da die Kernfusion aber noch in ihren Kinderschuhen steckt und ITER leider noch Zukunftsmusik ist, denke ich dass effiziente Systeme definitiv der richtige Weg sind. In diesem Sinne: Thumbs up!

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    • Redaktion meint:

      Leider ist bei genauer Betrachtung der technischen Hintergründe nicht nachvollziehbar, wo Smartgrids tatsächlich maßgebliche Verbesserungen bei der Energieeffizienz bringen sollen. Im Gegenteil. Vieles, was von den Befürwortern derzeit propagiert wird, zerfällt schon im Licht des normalen Hausverstandes. Entweder arbeiten bei den Stromanbietern und ihren Lobbyisten lauter Menschen ohne technischen Sachverstand, oder es werden wieder besseres Wissen Unwahrheiten propagiert. Zu welchem Zweck? Wirklich wirkungsvoll sind Smartgrids nur in der Absicherung von Marktmonopolen und in der Überwachung.

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