George Friedman hat als Berater der US-Regierung einen unbestritten guten Blick hinter die Kulissen in Washington. STRATFOR, der Thinktank dem Friedman als Direktor vorsteht, gilt als eine der einflussreichsten politischen Denkfabriken in den USA überhaupt.
Was er anlässlich einer Veranstaltung des „Chicago Council on Global Affairs“ im Februar 2015 über Europa, die Beziehungen der USA zu den europäischen Ländern und kommende oder bereits in Entwicklung befindliche Konflikte auf unserem Kontinent zu sagen hatte, sollte also zum Nachdenken anregen.
Vor allem dann, wenn er ganz offen und unverblümt verkündet, dass es eine der wichtigsten Strategien sämtlicher US-Administrationen der letzten einhundert Jahre war, eine freundschaftliche Achse zwischen Deutschland und Russland zu verhindern.
Nicht aus irgendwelchen edlen, demokratischen Motiven heraus, sondern weil ein solches Bündnis aus Sicht der Vereinigten Staaten die einzige realistische Bedrohung für den eigenen Anspruch wäre, alleinige Weltmacht zu werden bzw. zu bleiben.
Hier der gesamte Vortrag (leider nur auf Englisch ohne Untertitel):
„Das Hauptinteresse der Außenpolitik der US-Regierungen während des letzten Jahrhunderts, im ersten und zweiten Weltkrieg und im kalten Krieg, waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Vereint sind sie die einzige Macht, die uns bedrohen kann. Unser Hauptinteresse war daher, zu verhindern, dass dieser Fall eintritt.“ so Friedman.
Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Vladimir Putin und dem damaligen deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder seien ein ziemlicher Schock für die USA gewesen.
Friedmans Aussagen dazu und zu den aktuellen Entwicklungen in der Ukraine können eigentlich nur als offenes Eingeständnis verstanden werden, dass die USA gezielt Konflikte in dem Land geschürt haben, um eben das Schreckgespenst einer Annäherung von Deutschland und Russland zu vertreiben. Augenscheinlich mit großem Erfolg.
Es stellt sich natürlich die Frage, ob angesichts solcher Erklärungen und den immer weiter gehenden Enthüllungen zu Industriespionage und Menschenrechtsverletzungen durch die USA im NSA-Skandal, nicht die europäischen Beziehungen zu einem so offensichtlich wenig wohlwollenden „Partner“ überdacht werden müssen.
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